Maudie. Ein Film von Aisling Walsh mit Sally Hawkins und Ethan Hawke. Ab 27. Februar 2018 auf DVD, Blu-ray & Video-on-Demand - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 11.10.2017


Maudie. Ein Film von Aisling Walsh mit Sally Hawkins und Ethan Hawke. Ab 27. Februar 2018 auf DVD, Blu-ray & Video-on-Demand
Tina Schreck

Das Portrait der Künstlerin Maud Lewis, die trotz ihrer körperlichen Einschränkungen zu einer Pionierin der kanadischen Folk Art avancierte und deren Gemälde heute in Kunstsammlungen weltweit zu sehen sind. Regisseurin Aisling Walsh erzählt deren Geschichte.




(Be)rührende Liebesgeschichte zweier Außenseiter_innen

Kanada, 1930er Jahre: Maud Dowley und Everett Lewis sind Einzelgänger und werden von der Gesellschaft ausgegrenzt. Sie, bereits im Kindesalter an rheumatischer Arthritis erkrankt, humpelt, und hat verkrüppelte Hände, weswegen sie bei ihrer Tante wohnen muss, die sich nur widerwillig um sie kümmert. Er, ein in sich gekehrter Eigenbrötler, der von seinen Mitmenschen wegen seiner grimmigen Art gemieden wird, wohnt alleine in einem winzigen Haus an der Ostküste Kanadas. Ihre Wege kreuzen sich, als Everett sich dazu entschließt, aufgrund seiner harten Arbeit als umherziehender Händler eine Haushälterin zu engagieren. Maud, die endlich eine Gelegenheit gekommen sieht, für sich alleine zu sorgen und selbstbestimmt zu leben, bewirbt sich auf seine Annonce. Anfangs durch ihre Behinderung abgeschreckt, erteilt der ruppige Mann der entschlossenen jungen Frau eine Absage. Da sie aber die einzige Anwärterin auf den Posten bleibt, stellt er sie notgedrungen ein.

Malen statt putzen

Anstelle der ihr aufgetragenen Hausarbeit zieht es Maud jedoch vor, Everetts kleine Hütte - welche sich beide fortan teilen müssen – mit farbenprächtigen Malereien an Wänden und Fenstern zu verzieren. Stück für Stück bringt sie so nicht nur Farbe in das zuvor trostlose Heim des Fischhändlers, sondern auch Freude in sein einsames Leben. Nach der anfänglichen Skepsis lernt er die bunten Bildchen sowie Mauds liebevolle Art immer mehr schätzen. Auch Maud fühlt sich mehr und mehr zu dem mürrischen und oft aggressiven Everett hingezogen Zunächst überrumpelt von den ihnen bisher unbekannten Gefühlen, nähern sich die beiden schließlich zaghaft einander an.

"Show me how you see the world"

Ermutigt von Everetts Kund_innen - insbesondere der New Yorkerin Sandra, die als erste großes Interesse an Mauds Kunst zeigt - prosperiert sie schnell zu einer Art lokaler Berühmtheit. Nach und nach erlangen ihre Postkarten und kleinen Leinwände mit den farbenfrohen Bildern nationale und im späteren Verlauf sogar internationale Aufmerksamkeit. Die Einfachheit der von ihr gewählten Motive sind Spiegel ihrer naiven Weltsicht. Denn ihre Welt ist nicht groß. Sie besteht einzig aus den kleinen Dingen, die sich direkt vor ihren Augen abspielen. Sie malt ihren Mann, die Landschaft des kleinen Ortes, in dem sie leben, die Tiere, die sie dort sieht, die verschiedenen Jahreszeiten. Dennoch dient ihr dieser limitierte Rahmen des Alltäglichen als Vorlage für zahlreiche Gemälde und steht für den unschuldigen Charme ihrer Arbeiten.

Ob Hochzeit oder Fliegengittertür – Sie bekommt, was sie will

Das zerbrechliche Erscheinungsbild der zierlichen Maud reflektiert keineswegs ihre Schlagfertigkeit und Willensstärke, mit der sie ihren Weg bestreitet. So kann ihr Everett weder den Wunsch einer Heirat, noch den eines Insektenschutzes, den sie für ein ungestörtes Arbeiten in der Hütte benötigt, abschlagen. Er ist es auch, der sich im Zuge ihrer Ehe der Hausarbeit widmet, während sie sich voll und ganz ihrer Kunst hingibt.

"I am looking for a woman." - "Oh...what do you think I am?"

Die schlagfertigen Antworten, die sie ihren Mitmenschen mit heller Stimme entgegenwirft, das spitzbübische Lächeln – Hauptdarstellerin Sally Hawkins versteht diesen mutigen Widerstand der Künstlerin gegen alle Ungerechtigkeiten und macht ihn für die Zuschauer_Innen glaubhaft. Auch die optische Ähnlichkeit zu Maud Lewis, welche sie allein durch ihre perfekte Umsetzung der für die Malerin charakteristischen Gestik und Mimik erwirkt, lassen sie in ihrer Rolle brillieren.
Bereits in früheren Jahren arbeitete die Regisseurin Aisling Walsh für die Verfilmung des Romans "Fingersmith" der britischen Schriftstellerin Sarah Waters mit der Schauspielerin zusammen. Die von der BBC produzierte gleichnamige Miniserie wurde auf dem 15. internationalen queer filmfestival präsentiert und erzählt die Geschichte zweier Frauen, deren Liebe im viktorianischen England unmöglich zu sein scheint.

"I was loved"

Mit diesem schlichten Satz verabschiedet sich Maud von ihrem Mann. Es gibt keine Tränen, keine großen Worte. Nur die plötzliche Leere des bunt bemalten Hauses und den vor Trauer gelähmten Everett, der wie die Zuschauer_Innen mit einem dumpfen Gefühl der Benommenheit zurückbleibt.

AVIVA-Tipp: "Maudie" ist ein berührender Film über die wunderbaren Gegensätzlichkeiten des Lebens und die innere Stärke einer Frau, die trotz ihrer tristen Umgebung stets das Schöne der Welt sieht.

Zur Regisseurin: Aisling Walsh, geboren 1958 in Irland, studierte Kunst am Dún Laoghaire für Kunstdesign und Technologie in Dublin. Bereits zu dieser Zeit begann sie, ihre eigenen Kurzfilme zu drehen. Da sie in Irland keine großen Chancen in der Filmindustrie für sich sah, ging sie nach England, um dort zu leben und zu arbeiten. Im britischen Beaconsfield absolvierte sie zudem die National Film and Television School. Seitdem schreibt sie Drehbücher und führt Regie sowohl für Spielfilme als auch für renommierte Fernsehserien. Für ihre Arbeit als Regisseurin und Produzentin gewann sie über 25 internationale Film- und Fernsehpreise. Ihr mehrfach ausgezeichneter Spielfilm "Song for a Raggy Boy" (2003) mit Aidan Quinn und Iain Glen feierte beim Sundance Film Festival seine Premiere und erhielt unter anderem auf dem Copenhagen International Film Festival die Auszeichnung als bester Film. Für "Joyriders" (1988) gewann sie den Irish Tribune Arts Award. 2005 drehte sie gemeinsam mit Elaine Cassidy und Sally Hawkins die Miniserie "Fingersmith", die 2006 als beste Dramaserie für die British Academy Television Awards nominiert war. In "An inspector calls" (2015) führte Aisling Walsh für Drama Republic/BBC 1 Regie und erhielt dafür eine weitere BAFTA.Nominierung als Beste Regisseurin.

Weitere Informationen zum Film "Maudie" sowie zur Regisseurin unter. www.berlinale.de

Zur Hauptdarstellerin: Sally Hawkins wurde 1976 in London geboren und absolvierte ihr Studium an der Royal Academy of Dramatic Art. Danach führte sie ihr Weg zunächst ans Theater, wo sie unter anderem in den Shakespeare-Aufführungen "Viel Lärm um nichts" sowie "Ein Sommernachtstraum" mitspielte. 2005 feierte sie mit "Fingersmith" ihr Fernsehdebüt. An der Seite von Ewan McGregor und Colin Farrell spielte sie 2007 in Woody Allens "Cassandras Traum" mit und wurde im gleichen Jahr am Monte Carlo TV-Festival für ihre Mitwirkung in Adrian Shergolds "Persuasion" mit der Goldenen Nymphe als Beste Schauspielerin geehrt. Für ihre Darstellung in Mike Leighs "Happy go lucky" (2008) gewann sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Silbernen Bär der Berlinale 2008, den Golden Globe® und eine Nominierung für den Europäischen Filmpreis. Für ihre Hauptrolle in Nigel Coles "Kalendermädchen – Made in Dagenham" (2010) erhielt sie eine Nominierung in der Kategorie "Beste Schauspielerin" bei den British Independent Film Awards, vier bei den BAFTA sowie den BIFA und eine bei den London Critics´ Circle Film Awards. 2014 wurde Sally Hawkins für ihre Rolle der Ginger in Woody Allens "Blue Jasmin" (2013) als Beste Nebendarstellerin für den Oscar® sowie den AMPAS, den BAFTA und den Golden Globe® nominiert und gewann außerdem den Empire Award.

Mehr Informationen zu Sally Hawkins unter: www.imdb.com

MAUDIE
Kanada / Irland 2016
Regie: Aisling Walsh
Drehbuch: Sherry White
DarstellerInnen: Sally Hawkins, Ethan Hawke, Kari Matchett, Gabrielle Rose, Zachary Bennett

MAUDIE wird von NFP marketing & distribution in Deutschland und in Österreich auf DVD, Blu-ray und als EST/VoD im Vertrieb von EuroVideo veröffentlicht.
DVD: Softbox im Schuber, DVD 9
BD: Softbox, Single Disc, BD 50
Inhalt: Hauptfilm.
Bonus: Deleted Scenes, Lookbook, Audiokommentar von Aisling Walsh in Englisch, Trailer & Teaser. Erstauflage mit Postkarten-Set & Schuber
EAN: 4009750233443
Best.Nr.: 233443
Blu-ray VÖ: 27.02.2018
EAN: 4009750303108
Best.-Nr: 303103
Ton: DVD Dolby Digital 5.1
BD DTS-HD Master Audio 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch. Untertitel: Deutsch
Länge:
DVD 112 Min
BD 116 Min
FSK: Hauptfilm 12 (Ãœbernahme beantragt)
Kinostart: 26.10.2017
Als DVD, Blu-ray & Video-on-Demand: 27. Februar 2018
Mehr zum Film und der Trailer unter: www.maudie-derfilm.de und auf Facebook: www.facebook.com/Maudie.Film

Mehr Informationen zu Maud Lewis und ihrem Werk unter: www.artgalleryofnovascotia.ca

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

We Want Sex. Ab 16. Juni 2011 auf DVD und Blu-ray Disc
Ende der sechziger Jahre streikten in England beinahe täglich Arbeiter für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen. Aber 1968 waren es zum ersten Mal Arbeiterinnen, die ihre Fabrik verließen und mit Transparenten nach London marschierten. Ein filmisches Denkmal von Nigel Cole mit Sally Hawkins, gewidmet den wunderbaren Frauen von Dagenham und einem Meilenstein der feministischen Geschichte. (2011)

Literaturverfilmungen von Sarah Waters auf DVD
2002 veröffentlichte die BBC den Roman "Tipping the Velvet" von Bestsellerautorin Sarah Waters als Fernsehfilmreihe. Im Jahr 2005 folgte mit "Fingersmith" eine weitere Adaption. Im Oktober 2009 erschienen beide Produktionen in Deutschland auf DVD bei dem Label NewKSM. (2009)

Wüstenblume - Der Film
Waris Diries beeindruckende Biografie wurde ein Weltbestseller. Es ist die außergewöhnliche Geschichte einer jungen afrikanischen Nomadentochter, die zum internationalen Topmodel avancierte. Ihre Geschichte erzählt aber auch das schmerzhaften Schicksal, das sich hinter Erfolg und Hochglanzfotos verbirgt. Mit Liya Kebede und Sally Hawkins (2009)


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Beitrag vom 11.10.2017

Tina Schreck